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1. Geschichte der neuesten Zeit - S. 126

1912 - Frankfurt a.M. [u.a.] : Diesterweg
126 Das Zeitalter des Deutschen Kaiserreichs. werden, endlich durch die Beitrge der Einzelstaaten, die wie im alten Reich Matrikularbeitrge heien und nach der Kopfzahl der Einwohner umgelegt werden. Diese Besteuerungsart rief immer lauteren Widerspruch hervor und erwies sich bald genug als unzureichend. Die Bemhungen, dem Reich neue Einnahmen zu verschaffen, ohne einzelne Stnde und Klassen zu schwer zu drcken, beschftigen Reichsregierung und Reichstag seit vielen Iahren, bisher ohne allgemein befriedigenden Erfolg. 7. Bei dem Ausbau des Reiches haben dem Kanzler die groen Par-teien im Reichstag Beistand geleistet. Die Vertreter des Grogrundbesitzes, vorab des preuischen Adels, dessen Shne von jeher dem Land als Offiziere und Beamte gedient hatten, bildeten die konservative Partei: ihre Freude war das Knigtum des Hohenzollerngeschlechts, wie es mit seinem ruhmbedeckten Heere achtunggebietend dastand; sie will die Monarchie in aller Machtflle, aber auch die Stnde mit ihren Vorrechten als gttliche Ordnung erhalten. Whrend sie auf der rechten Seite des Reichstagssaales, vom Platze des Vorsitzenden gesehen, Platz nahm, sitzen die Liberalen auf der linken. Ihnen erscheinen Vorrechte der Geburt ebenso unvereinbar mit dem Wohl des Ganzen, wie die bermacht der Kirchen der den Staat: sie verlangen freie Bewegung der Einzelpersnlichkeit in Denken und Handeln, in Wissen-schaft und Wirtschaft. Im Liberalismus ist der Nationalverein aufgegangen; in seinen Reihen nehmen die Nationalliberalen einen breiten Raum ein. Ihnen liegt die Einheit des Reiches, die Wahrung und Steigerung des Ansehens unserer Monarchie und unserer Nation ebenso am Herzen wie den Konservativen, die Ausgestaltung der Freiheit nicht minder als den Freisinnigen", der heutigen Freisinnigen Volks-partei", die den linken Flgel der Liberalen bildet und sich je lnger je nachdrcklicher ebenfalls der nationalen Bestrebungen annimmt; so wirken Liberale mit Konservativen zusammen fr die Strkung des Heeres und der Flotte, die Liberalen beider Gruppen fr die Schaffung von Gesetzen, die den Handel und das Gewerbe frdern sollen. 2. Der Kulturkampf. 1. Als die Nationalversammlung in der Paulskirche zu Frankfurt am Main sich anschickte, das neue Reich zu grnden, waren die katholischen Mitglieder die eifrigsten Verfechter des grodeutschen Reiches unter sterreichs Leitung. Daher begrten manche Katholiken das protestantische Kaisertum der Hohenzollern nicht ohne die Sorge, da es ihre Kirche benachteiligen knnte. Die erbitterten Kmpfe, die im Mittelalter die Kaiser des salischen und des staufischen Hauses mit dem Papsttum ausgefochten Hattert, waren noch nicht vergessen.

2. Geschichte der neuesten Zeit - S. 146

1912 - Frankfurt a.M. [u.a.] : Diesterweg
146 Das Zeitalter des Deutschen Kaiserreichs. 2. England war der eigentliche Sieger der Napoleon gewesen: an der Festlandsperre ist das Glck des Welteroberers gescheitert. Wohl hat die lange Kriegszeit dem englischen Handel schweren Schaden zugefgt; aber der Inselstaat hat damals auch vor allem auf Hollands und Frank-reichs Rosten sein Kolonialreich gegrndet. Mehr und mehr wurde Grobritannien aus einem Ackerbaustaat ein Industriestaat; seit der Verwaltung Wellingtons ging es zum Freihandel der: die Kornzlle und die Zlle auf Rohstoffe wurden aufgehoben und dadurch die Lebensmittel fr den Arbeiter und die Herstellung englischer Waren verbilligt. Aber der englische Bauer war dem Untergange ge-weiht, weil seine Erzeugnisse durch fremdes Korn und Fleisch unterboten wurden; England war auf die Seeherrschaft angewiesen: eine starke Flotte, die ihm die tgliche Zufuhr der Lebensmittel sichert, ist fr das Land eine Lebensfrage, und jede emporstrebende Seemacht wird ein Gegenstand der Besorgnis und des Argwohns. Daher erklrt sich die leidenschaftliche Erregung, womit Regierung und Presse Grobritanniens das Wachstum der deutschen Flotte verfolgen. 3. Fr die rasch sich mehrenden Erzeugnisse der englischen Industrie, vor allem in Tuch und Stahl, erffneten sich in den neu geschaffenen sd-amerikanischen Staaten neue Absatzgebiete; der ganze Weltteil Australien, der nach seinen ersten Entdeckern und Besiedlern Neu-Holland hie, wurde in einem Menschenalter englischer Besitz; als dann der Khedive Mehemed Ali die Hand auf gypten und Syrien legte, schufen die Englnder auf dem Felsen die Seefeste Aden, die ihnen den Weg nach Indien deckte. In China erwarben sie die Insel Hongkong und machten Malakka und Singa-pore aus der hollndischen Beute zu groen Hafenpltzen, zu Sttzen ihres Handels nach dem fernen Osten. Auch den von dem Franzosen Ferdinand von Lesseps erbauten Suezkanal wuten sie sich anzueignen und nach-mals auch gypten selbst tatschlich unter ihre Verwaltung zu bringen. Aber das Land hat sich in Englands Hnden auch zu unerhrter Blte entfaltet: englische Ingenieure haben die Fruchtbarkeit des Pharaonen-landes durch umfassende Stauwerke am obern Nil, bei Assuan und Isna, gesteigert und geregelt. Mit Recht durfte daher Disraeli den Lords zurufen: Mylords, nichts in der Geschichte kann unserem Reich verglichen werden. Weder Csar noch Karl der Groe haben die Geschicke einer hnlichen Herrschaft gelenkt. Unsere Flagge weht auf allen Meeren, unsere Provinzen gehen durch alle Breitegrade; sie umfassen Untertanen von den verschiedensten Rassen, Religionen, Gesetzen, Sitten, Gewohnheiten. Die einen sind uns verbunden nur durch die Bande der Freiheit, die ihre Unabhngigkeit sichert; andere sind von unserem Fleisch und Blut; andere haben materielle

3. Geschichte der neuesten Zeit - S. 8

1912 - Frankfurt a.M. [u.a.] : Diesterweg
8 Das Zeitalter der franzsischen Revolution. nalen Reichtums: sie allein bringe dank dem Zusammenwirken der Natur-krfte mit der menschlichen Arbeit einen reinen berschu des Ertrags der die Herstellungskosten hervor, und darauf beruhe Wohlstand und Wachstum der Bevlkerung. Pflege und Hebung des Landbaus msse daher die vornehmste Pflicht der Regierung sein. berhaupt wirkte die Literatur krftig auf eine Umgestaltung hin. Voltaire und der Genfer Jean Jacques Rousseau fanden einen fruchtbaren Boden fr die Lehren vom Selbstbestimmungsrecht der Völker und von der Verantwortlichkeit der Fürsten, und die Auflehnung der amerikanischen Hinterwldler" diente als Vorbild auf der Bahn der Be-freiung. 5. Inmitten dieser Grung starb Ludwig Xv. Sein zwanzigjhriger Enkel Ludwig Xvi. warf sich mit seiner Gattin Maria Antonia (Marie Antoinette), Maria Theresias jngster Tochter, auf die Knie, um Strke betend zu dem schweren Amte, das er viel zu jung auf sich nehmen msse. In der Tat mangelte dem neuen König nicht der gute Wille, aber die Kraft: er war gtig, hilfsbereit, sittenrein, nicht ohne Begabung, aber schchtern und unbeholfen; im Umgang wurde er aus Verlegenheit leicht unfreundlich. Am liebsten weilte er im Wald, ein eifriger Weidmann wie Ludwig der Fromme. So machte er sich mi-liebig; seine Ehe mit der sterreicherin" berhrte das Volk peinlich, und die unbefangene Frohnatur der jungen Knigin vermerkte man trotz ihrer Schnheit bel, zumal sie sich gern der uere Rcksichten wegsetzte. Besonders verhngnisvoll wurde fr Ludwig, da er fr das Heer-wesen keinen Sinn hatte. So war es ihm versagt, sich die persnliche Anhnglichkeit der Soldaten zu gewinnen; und dies wre um so ntiger gewesen, da die Offizierstellen wie alle mter kuflich waren, aber nur fr Adlige mit wenigstens vier Ahnen; Tchtigkeit kam nicht in Betracht. 6. Bald nach seinem Regierungsantritt bat einer der Statthalter (Intendanten), Turgot, den König um seine Entlassung: er wolle das Volk nicht erdrcken helfen durch immer neue Steuern und durch Unter-sttzung der Steuerpchter. Ludwig ernannte ihn zu seinem General-kontrolleur" (Finanzminister), und Turgot hielt seinen Herrn mit eindring-lichem Freimut zur Sparsamkeit an und zur Bezahlung der Staatsschulden: auch die Leute, die er liebe, drfe er nicht bereichern auf des Volkes Kosten. Unverzagt, rcksichtslos ging der Staatsmann an die Beseitigung der Mistnde: Der Ha der Schurken ist meine Ehre," sagte er. Geist-lichkeit und Adel sollten ihren Stolz darein setzen, nicht abgabenfrei zu sein, während dem Bauer wegen rckstndiger Steuer der Kochtopf gepfndet werde. Ein Anhnger der physiokratischen Lehre, schaffte er die Getreide-zlle zwischen den einzelnen Provinzen ab und bemhte sich, die Wege-

4. Geschichte der neuesten Zeit - S. 90

1912 - Frankfurt a.M. [u.a.] : Diesterweg
90 Das Zeitalter des Bundestages. Zum Vorsitzenden whlte die Nationalversammlung den hessen-darm-stdtischen Minister Heinrich v. Eagern und beschlo auf seinen Vor-schlag, bis zur endgltigen Regelung der Verfassung aus eigener Macht einen deutschen Fürsten als Reichsverweser einzusetzen mit vollziehender Gewalt und mit verantwortlichem Reichsministerium. Die Wahl fiel auf den Erzherzog Johann, der eine steirische Posthalterstochter zur Gattin gewhlt hatte und in seinen Bergen wie ein Privatmann lebte. Er er-schien alsbald in Frankfurt und bernahm auch die Befugnisse des Bundes-tags, der sich in demselben Augenblick auflste. 7. Aber die Arbeit des Parlaments wurde gestrt. Die Nachricht vom Waffenstillstand von Malm versetzte die Linke", die auf der linken Seite des Parlaments sitzenden radikalen Demokraten, in heftige Er-regung, und sie reizten nach dem Muster der Jakobiner den Straenpbel zum Sturm auf die Paulskirche. Zum Schutz der Versammlung wurden Soldaten aus Mainz herbeigerufen. Die Republikaner aber veranstalteten eine groe Volksversammlung auf der Pfingstweide vor den Toren der Stadt; hier stachelten demagogische Redner das Volk dermaen auf, da es zwei Abgeordnete auf einem Spazierritt berfiel und scheulich ermordete. Erst nach Erstrmung der Barrikaden konnte die Ordnung wiederhergestellt werden. Auch in Wien brachen wieder Unruhen aus, als der wachsende Aufruhr in Ungarn neue Truppensendungen ntig machte. Das Volk" widersetzte sich, und der treffliche Kriegsminister Latour wurde an einem Laternen-pfhl erhngt. Gegen die aufrhrerische Hauptstadt rckte der Feldmarschall Fürst Windischgrtz heran, der in Prag soeben einen Aufstand niedergeworfen hatte. Er verkndete das Kriegsrecht, erstrmte die Stadt und lie die Fhrer des Aufstands, darunter das Parlamentsmitglied Robert Blum aus Leipzig, standrechtlich erschieen. 8. Inzwischen schritt das Parlament zur Lsung seiner Hauptaufgabe: eine Verfassung zu schaffen. Deutschland, so beschlo es, sollte eine Monarchie werden mit einem Erbkaiser an der Spitze; ihm sollte ein Reichstag zur Seite treten, der aus allgemeinen, direkten Wahlen hervor-gehen und aus einem Staaten- und einem Volkshaus bestehen sollte. Aber wem sollte die Krone zufallen? Den Grodeutschen" schien ein Deutschland ohne sterreich ein Ding der Unmglichkeit; die Klein-deutschen" wollten das Reich unter Preuens Leitung sehen, jedoch in engem Bunde, in inniger Allianz" mit sterreich. Als sterreich ver-langte, seine dreiig Millionen nichtdeutschen Blutes sollten auch zum Reiche gehren und ihm msse der Vorsitz zustehen, whlte die Versammlung Friedrich Wilhelm Iv., der inzwischen seinem Volk eine Verfassung

5. Geschichte der Neuzeit - S. 15

1912 - Frankfurt a.M. [u.a.] : Diesterweg
Philipp Ii. Der Freiheitskampf der Niederlnder. Ii 234i. 15 die milde Statthalterin, seine Stiefschwester Margarete von Parma, durch den Herzog von Alba. Der meinte: Gegen Ketzerei hilft nur Feuer und Schwert." Um den Sold fr seine Krieger zu ge-Winnen, schrieb er unbefugt Steuern und Zlle aus; zur Aufrecht-erhaltung der Ordnung errichtete er einen Rat der Unruhen", den das Volk wegen seiner massenhaften Todesurteile den Blutrat hie. Vor allem suchte er die Vornehmen zu beseitigen oder einzuschchtern: selbst Graf Egmont nutzte auf dem Marktplatze zu Brssel das Schafott besteigen; Alba sagte, ehe Milde walten drfe, mten noch 800 Kpfe fallen. 3. Nun griff der Adel, den die spanischen Rte wegen seiner Schulden hhnten, unter dem Namen Geusen (gueux, Bettler) zu den Waffen; Graf Wilhelm von Oranien aber holte deutsche Sldner herbei. So entbrannte der 80 jhrige Freiheitskampf der Niederlnder. Zu spt wurde Alba abberufen. Don Juan, der spterhin an .seine Stelle trat, entlie das Heer und bot einen Ausgleich an; aber Wilhelm von Oranien, der tatschliche Herr des Landes, lehnte ihn ab, weil er Philipps Unvershnlichkeit kannte. Darber starb der blonde Kaisersohn, erst 31 Jahre alt, an der Pest, die ihn erfate, als er unter seine kranken Soldaten trstend seine letzte Barschaft verteilte. 4. Immerhin gelang es ihm und seinem Nachfolger, das katho-tische Belgien zurckzugewinnen und zu behaupten. Dazu eroberte Alexander noch Antwerpen, das damals die erste Handelsstadt Europas war. Holland und die brigen vorwiegend kalvinistischen Provinzen, die heute das Knigreich der Niederlande ausmachen, wahrten ihre Unabhngigkeit mit Hilfe der Knigin von England, waren aber auch fr Deutschland verloren. 4. Elisabeth von England und Maria Stuart. 1. Der zweite Tudor, Heinrich Viii., wollte sich von seiner Ge-mahlin, Katharina von Aragon, scheiden lassen; als der Papst seine Zustimmung verweigerte, ri der Gewaltherrscher sein Land von Rom los. Aber erst seine jngste Tochter Elisabeth begrndete end-gltig die selbstndige Kirche Englands, die Anglikanische Kirche. Ihr Oberhaupt wurde der Trger der Krone: er bestimmt die Lehre, ernennt die Geistlichen. Dem Glauben nach gehrt die Kirche zum Kalvinismus; sie hat aber die bischfliche Wrde und die alten Ge-

6. Geschichte der Neuzeit - S. 73

1912 - Frankfurt a.M. [u.a.] : Diesterweg
Das Konzil zu Trient. Philipp Ii. Ii 1423. 73 2. Philipp n. 1. Karl V. hatte schon in jungen Jahren seinem Bruder Ferdinand die sterreichischen Erblnder, dann seinem Sohne Philipp Mailand und spterhin Spanien bertragen; erst zuletzt verzichtete er aus die Nieder-lande. In seinem Ruhesitz neben dem Hierouymiterkloster San Iuste in Estremadura beschftigten den alten Herrscher neben den politischen Sorgen technische Versuche, die zu der Sage von den zwei Uhren Anla gaben. Gleich seinem Vater, den er sein Leben lang hoch in Ehren hielt, war Philipp zierlich gebaut, aber hbsch, blond und blauugig. 2. Den Escorial baute Philipp Ii. unter ungeheuern Kosten in der Einsamkeit der Sierra Guadarrama. Schlo, Kirche und Kloster bildeten die Form eines Rostes; so hatte eres während einer Schlacht am Laurentius-tage (10. August), worin der niederlndische Graf Egmont die Franzosen schlug, dem Tagesheiligen gelobt, der lebend gebraten worden war. Auch hier umgab er sich mit der strengen Hofsitte (Etikette), die bald an allen Hfen Eingang fand; die spanische Kleidung verdrngte die burgundische Mode. Der Escorial enthlt jetzt eine kostbare Sammlung italienischer und spanischer Gemlde: von Tizian, Murillo, Velasquez. 3. Die spanische Inquisition bestand als Staatseinrichtung schon unter Ferdinand und Isabella. Ihre Opfer fand sie in allen Stnden; unter den Geistlichen, bis zu den hchsten Kirchenfrsten, waren viele bergetretene Juden und Mauren, die immer verdchtig blieben. Die herrlichste Dichtung der spanischen Literatur, der Don Quijote des Cervantes, die noch in König Philipps Tagen begonnen wurde, wei auch davon zu erzählen. An den Hngen der Sierra Nevada und ihrer Auslufer, der Alpu-jarras, bauten die Moriskos ihre Weinberge und Kornfelder, ihre Grten voll Granatpfel, Myrten und Maulbeeren; sie hatten die fruchtbare Erde mitunter selbst auf die Felsrcken getragen: fleiige, rechtliche Leute, die aber dem Christentum nur uerlich angehrten. Da verbot ihnen der König ihre Tracht und Sprache, ihre Bder und Tnze. Verzweifelt schmiedeten sie sich Waffen und whlten den jungen Muley Hassan, der einem alten Kalifenhaus entstammte, zu ihrem König: seinen Namen trgt noch jetzt der hchste Berg des Schneegebirges" und Spaniens, der Cumbre de Mulhacen. Um die Weihnachtszeit berfielen die Moriskos die Kirchen, tteten die Männer und schleppten die Frauen und Kinder auf die Sklavenmrkte Afrikas: Greuel, die von den spanischen Brger-Heeren (Milizen) reichlich vergolten wurden. Endlich bertrug Philipp die Leitung des Krieges seinem Halbbruder Don Juan de Austritt. Der Prinz strmte die Felsennester der Emprer, allen voran die Hhen erklimmend.

7. Geschichte der Neuzeit - S. 83

1912 - Frankfurt a.M. [u.a.] : Diesterweg
Der Bhmisch-pflzische Krieg. Wallenstein. Iii 1422. 83 Christian" zu Hilfe; er trat als der Ritter der Pfalzgrfin Elisabeth auf, deren Handschuh er am Hute trug.*) Die Heidelberger Bibliothek schenkte Maximilian dem Papste; fnfzig Frachtwagen brachten das Denkmal der besiegten Ketzerei" nach Rom. Das katholische Land Eraubnden ri sich von seinen Berner Herren los und unterwarf sich den Habsburgern, die damit die Alpenpsse von Mantua nach Deutschland in die Hand bekamen; die Graubndner Pro-testanten wurden ermordet oder vertrieben.**) Auch nach Norddeutschland drangen die Streitkrfte der Sieger vor. 2. Wallenstein und der Dnische ftrteg. 1. Die mchtige Stellung, die sterreich durch den Sieg am Weien Berg und seine Folgen gewonnen hatte, erweckte die eiferschtige Be-sorgnis des leitenden franzsischen Staatsmanns, des Kardinals Riche-lieu. Er untersttzte Dnemark; auch Graf Mansfeld warb und erhielt seine Sldner mit franzsischem sowie mit englischem Geld; denn auf den schlaffen Jakob 1. war sein tatkrftiger Sohn Karl I. gefolgt. Gegenber diesen Rstungen reichte das Heer Tillys nicht aus. Daher nahm der Kaiser das Anerbieten Wallensteins gern an. 2. Wallensteins Eltern hatten der Brdergemeinde angehrt, einem Nachwuchs der hussitischen Partei. Er selbst bezog die Nrnbergische Uni-versitt Altdorf, wre aber wegen leichtfertiger Streiche beinahe ausgewiesen (relegiert) worden. Darauf studierte er in Padua und Bologna, wo er sich die feinen Sitten der spanischen Gesellschaft aneignete, und focht dann unter Kaiser Matthias und Erzherzog Ferdinand gegen Trken und Venezianer. Zu dem groen mhrischen Grundbesitz, den seine erste Gemahlin ihm zugebracht, kaufte er um einen Spottpreis der sechzig Landgter, die in Bhmen eingezogen worden waren; der Kaiser erhob ihn zum Herzog von Friedland. Die Ungeheuern Einknfte seiner Besitzungen verwendete er nun zur Schaffung eines Heeres; die Verpflegung brdete er nach Mansfelds Vorbilde den Lndern auf, durch welche die Kriegsfurie" hinzog. Es war allgemeine Sitte, da die Fürsten Aufrichtung und Unterhalt der Regimenter, deren sie bedurften, dem Oberfeldherrn berlieen und dieser sie seinen Generalen und Obersten bertrug: die Kriegfhrung war ein groes Geldgeschft, das reichlich lohnte. So ward auch Wallenstein angewiesen, *) Von seiner Niederlage bei Hchst am Main geht die Erzhlung des Romans Simplicius Simplicissimus" aus. Vgl. Ric. Huchs Gedichte: Aus dem 30 j. Krieg". **) K. F. Meyers Jrg Jenatsch" spielt in diesen Zeiten. 6*

8. Geschichte der Neuzeit - S. 89

1912 - Frankfurt a.M. [u.a.] : Diesterweg
Der Westflische Friede. Iii 437. 89 Die Glaubenseinheit des Mittelalters war endgltig aufgegeben. Das katholische und evangelische Bekenntnis waren fr immer getrennt. Den Reformierten erwirkte Brandenburg die Gleichberechtigung mit den Luthe-Tischen. Aber die Bekenntnisse sollten sich gegenseitig achten, einander nicht von Wohlttigkeitseinrichtungen, Znften, Kirchhfen ausschlieen. Die Gegenreformation kam zum Stillstand. Siegreich war sie in allen fter-reichischen Lndern, die durch die Glaubenseinheit allmhlich zu einem Gesamtstaat zusammenwuchsen, aber auch dem deutschen Geistesleben fremd wurden; die protestantische Auswanderung erschwerte das Ausblhen des Eewerbefleies.*) Bayern, dessen Regierung immer noch Maximilian fhrte, behielt mit der Oberpfalz die Kurwrde: fnf von den acht Kurstimmen waren katholisch. Die Landeshoheit (Souvernitt") der Fürsten umfate namentlich die Gerichtshoheit und das Recht der Gesetzgebung; man sagte, jeder Herr sei Kaiser in seinem Land. Doch blieben der Reichshofrat in Wien und das Reichskammergericht in Speier nebeneinander bestehen. (7.) Das Reich hatte kein Geld, kein Heer; alle wichtigen Reichsange-legenheiten waren an die einmtige Zustimmung aller Reichsstnde gebunden, deren Zahl man ohne die Stifter und die der 1000 reichsritter-schaftlichen Gebiete auf 300 schtzte; nur in Angelegenheiten der Religion sollten maiora (die Mehrheit) nicht gelten. Dem katholischen Kaiser gegen-ber verbanden sich die protestantischen Fürsten zu einer evangelischen Krperschaft (Corpus Evangelicorum), an deren Spitze der Kurfürst von Sachsen stand. Lothringen war in den Frieden nicht eingeschlossen und Frankreich preisgegeben. Frankreich wurde auerdem im Besitze der drei lothringischen Bistmer Metz, Toul und Verdun staatsrechtlich anerkannt und erhielt tatschlich fast das ganze Elsa bis auf Straburg, teils als Eigen-tum, teils als Reichslehen. Schweden behauptete mit den Bistmern Bremen und Verden das Mndungsgebiet der Weser und der Elbe und mit Vorpommern die Mndung der Oder nebst Stettin; doch blieben Ham-brg und Bremen selbstndige Reichs- und Hansestdte. Mit der Schweiz war die Quelle, mit den Niederlanden die Mndung des Rheins dem Reich verloren: die Niederlnder beherrschten den Handel mit Belgien und mit Deutschland: ein wertvoller Preis ihres 80jhrigen Kampfes gegen Spanien! Das Kaisertum war ein bloer Schatten, Deutschland ein geographischer Begriff geworden. Nur die Landesfrsten konnten ein neues Deutschland bauen. Das politische und gesellschaftliche Leben wurde beherrscht von dem machtvoll aufstrebenden Frankreich. *) E. v. Handel-Mazzetti, Jesse und Maria. Karl Schnherr. Glaube und Heimat. '

9. Geschichte der Neuzeit - S. 90

1912 - Frankfurt a.M. [u.a.] : Diesterweg
90 Zur Erweiterung: Das Zeitalter Ludwigs Xiv. Iv. Das Zeitalter Ludwigs Xiv. 1. Die englische Revolution. Oliver Cromwell. 1. König Jakob I. war ein eifriger Anhnger der bischflichen Kirche: no bishop, no king! war sein leitender Grundsatz. Doch gewhrte er den Glaubensgenossen seiner Mutter alle Nachsicht; trotzdem suchten sie ihn in der Pulververschwrung" samt dem Parlament in die Lust zu sprengen. Auch die Puritaner traten ihm schroff gegenber. 2. Sein Sohn Karl I. stellte die Puritaner wie die andern Dissenters" vor die Hohe Kommission", die Vorkmpfer der Volksrechte vor einen andern Gerichtshof, die Sternkammer". Das Parlament weigerte sich, ihm das Tonnen- und Pfundgeld, wie es sonst blich war, gleich bei Beginn seiner Regierung zu bewilligen, und widersetzte sich dann der eigen-mchtigen Erhebung dieser Steuer. Der Kampf steigerte sich noch, als 1628 der König der Petition of Rights, einer Zusammenfassung der eng-tischen Volksrechte, nachdem er sie angenommen hatte, sofort zuwider-handelte. Der Aufstand in Schottland machte eine Parlamentswahl notwendig, und die neue Volksvertretung zwang den König, auf sein Recht der Auflsung des Parlaments zu verzichten. Dann machte das Lange Parlament" fr die ungesetzlichen Handlungen des Knigs seinen Minister Lord Strafford verantwortlich, und Karl tat nichts, um ihn zu retten. 3. Auch der englische Adel hat sich fr seinen König zugrunde gerichtet : die Kavaliere lieen ihr Silber einschmelzen und ihre Eichenforsten fllen, um ihm das Geld zu schaffen, dessen er fr die Kriegfhrung bedurfte. 4. Unter den Puritanern traten mehr und mehr die Unabhngigen (Jndependenten) hervor, die jede Regierungsgewalt, die bischfliche wie die knigliche, verwarfen. Ihr Fhrer Oliver Cromwell schlug Karl in der entscheidenden Schlacht bei Naseby, westlich von seiner Geburts-stadt Huntingdon, unweit des Washbusens. Er war nach dem Urteil des englischen Geschichtschreibers Macaulay der grte Fürst, der je der England gebot. 2. Ludwig Xiv. 1. Die Vormundschaft der den zehnjhrigen Ludwig Xiii. bernahm seine Mutter Maria von Medica eine nahe Verwandte der Gemahlin Heinrichs Ii.; Richelieu wurde bald ihr Berater und Leiter. Er wollte an Stelle des Kaisers den Knigen von Frankreich die

10. Geschichte der Neuzeit - S. 111

1912 - Frankfurt a.M. [u.a.] : Diesterweg
111 Philosophen Leibniz aus Hannover, der auch auf sorgliche Pflege und Verbesserung der teutschen Sprache" drang; auch den Elssser Philipp Jakob Spener, den Begrnder des Eemtschristentums, des Pietis-mus, holte er nach Berlin. Er wandelte die Ritterakademie zu Halle zur Universitt um; an ihr wirkte Speners Geistesverwandter, August Her-mann Francke, gleich segensreich auf der Lehrkanzel wie an den Er-ziehungsanstalten des von ihm geschaffenen Waisenhauses. Auch der Pro-fessor Christian Thomasius, der sich wegen seiner neuen Gedanken und seiner in deutscher Sprache gehaltenen Vorlesungen in Leipzig manche Anfeindungen zugezogen hatte, fand seinen Wirkungskreis in Halle. In dem Hamburger Knstler Andreas Schlter besa der Hof den bedeutendsten Vertreter des Barockstils: der Groe Kurfürst mit der Stirn des Zeus" und die Masken sterbender Krieger am Zeughaus, der jetzigen Ruhmeshalle, sind Werke seiner plastischen Kunst; seine grozgige Architektur tritt im Knigsschlo zutage mit seiner ernsten Pracht und den wuchtigen Linien seiner Sulenstellungen, die mehrere Stockwerke umfassen. Aber diese Splendeur" des jungen Knigshofes berstieg Friedrichs Einknfte, und er stellte daher sein Heer gern gegen Subsidien" in fremde Dienste. Darum mute er dem Ablauf des Nordischen Kriegs unttig zuschauen, weil seine Regimenter in den Niederlanden and in Italien fr den Kaiser und die Macht des Hauses Habsburg fochten. 2. Friedrich Wilhelm I., der mit 25 Iahren zur Regierung kam, war ganz das Gegenteil seines Vaters: schlicht, sparsam, glubig, eine derbe Soldatennatur, voll strmischen Ttigkeitsdranges: Quidquid vult, vehementer vult, sagte ein Augenzeuge seines Wirkens: alles, was er will, will er heftig; Cito, cito! (schnell! schnell!) stand gewhnlich auf seinen Schriftstcken. Den Hofbeamten, soweit er sie nicht entlie, minderte er das Gehalt auf ein Viertel; die Weinvorrte der Hofkellereien und die meisten Pferde seines Marstalls verkaufte er, das Silber wanderte in die Mnze. Sein ganzes Trachten galt der inneren Strkung seines Staates. Dem Kaiser war er treu ergeben, ohne sein Handeln von ihm beeinflussen zu lassen: Ich mache es so wie Wallenstein," schrieb er einmal: wenn der eine Ordre vom Kaiser kriegte, so kte er sie und steckte sie versiegelt ans Fenster." Auch auf stndische Verhandlungen hielt er nicht viel: er lasse, sagte er, den Herren Junkern den Wind vom Landtag." Er stabilierte die Souvernitt wie einen Rocher von Bronze". Vom Ertrag seiner Domnen, den er von 1,8 auf 3,5 Millionen hob, nahm er nur 50 000 Taler fr sich. Schonungslos zog er auch den widerstrebenden Adel, wenigstens in Preußen und Pommern, zur Kon-tributton heran; fr die Städte bestand die Akzise weiter.
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